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                                Archäologische Sammlung im „Schaustall“:  
                Archäologische Grabungen in der Villa rustica von Rannersdorf 
                  Seit Herbst 2006 finden jeweils in den Sommermonaten in der KG Rannersdorf (OG  Mettersdorf) archäologische Ausgrabungen statt, die im Rahmen eines  Beschäftigungsprojektes des AMS (Arbeitsmarkt Service Steiermark) und des Landes  Steiermark durchgeführt, und durch die Gemeinde Mettersdorf sowie das  Bundesdenkmalamt unterstützt werden. Der Grundbesitzer, Josef Schweigler, Rannersdorf,  gestattet dankenswerterweise dem Archäologenteam unter der Leitung von Dr. Bernhard  Schrettle die Grabungstätigkeit auf seinem Grundstück.  
                    
                  Seit langer Zeit war die Existenz einer  römischen Villa in Rannersdorf bekannt, eine alte Sage rankte sich um das  Groggerfeld, wo sich die alte Stadt Rannern befunden haben soll. 2006 war es  erstmals möglich, im Rahmen von archäologischen Grabungen diesen „Nachrichten“  auf den Grund zu gehen. Die Erwartungen, die sich an diese Arbeiten knüpften, wurden  durch die reichen Funde bei weitem übertroffen. 
                    Ergraben wurde ein fast 2000 Jahre altes  palastartiges Gebäude (ca. 200 n. Chr. erbaut), das reiche Funde erbrachte und  von großer historischer Bedeutung ist. 
                  Zahlreiche Funde zeigen die Bedeutung dieses  Gebäudes, das aufgrund seiner architektonischen Form, dem symmetrischen Grundriss  und dem aufwändigen Plan zu den interessantesten römischen Villenbauten der  Steiermark gerechnet werden muss.  
                    Ein Teil einer Badeanlage mit einem zentralen  achteckigen Raum mit mehreren rundum angeordneten Räumen konnte freigelegt und  erforscht werden. 
                    Der achteckige Raum, der einen Eingang im  Südosten besaß, war eingebunden in zwei symmetrisch angeordnete Korridore, und  öffnete sich auf einen Hof. Gegenüber dem Eingang befand sich eine Wanne aus  Mörtel und daran anschließend ein Kanal, der aus dem Gebäude herausführte.  Schon aus diesen Funden geht klar hervor, worum es sich bei dem Gebäude  handelt: Das zentrale Oktogon war Teil einer Badeanlage, einer Therme, wie sie  in der Römerzeit so beliebt waren. 
                  Wer die Besitzer der Villa waren, lässt sich  nur vermuten: Sicher waren es reiche Grundbesitzer, die eine so herrschaftliche  Villa erbauen lassen konnten. Auf einer Inschrift auf einem Tondeckel, der im  Oktogon gefunden wurde, ist der Name Gracilius zu lesen. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Mann um den Villenbesitzer,  der sich auf diese Weise hier verewigte.  
                  Zu den zahlreichen Funden, die bei den  Ausgrabungen gemacht wurden, gehören Tonscherben, die sich zum Teil noch zu  ganzen Gefäßen zusammensetzen ließen, Tierknochen, die als Speisereste weggeworfen  wurden, aber auch Funde aus Glas oder Metall. Zu den wichtigsten Fundobjekten  zählen 10 Münzen. Auf der abgebildeten Münze ist auf der Vorderseite Kaiser  Diokletian zu sehen, der eine Strahlenkrone trägt, auf der Rückseite links ein  Soldat in Rüstung und rechts ein nicht bekleideter Mann, vielleicht eine  mythologische Figur. 
                  Außer den Münzen wurden auch  Trachtbestandteile aus Metall gefunden, so der Teil eines Gürtelriemens (Riemenzunge),  der zur damaligen offiziellen Tracht gehörte. 
                  Wichtig sind diese Funde, da sie mithelfen,  die historische Situation zu rekonstruieren. Die Münzen, von denen die meisten  aus dem vierten Jhdt. n. Chr. stammen, zeigen, dass die Familie des  Villenbesitzers noch in der Zeit der beginnenden Völkerwanderung auf dem  Groggernfeld wohnte. Zu dieser Zeit hatte die Bevölkerung Noricums und wohl  auch die Villenbesitzer von Rannersdorf bereits den christlichen Glauben angenommen.  Irgendwann zu Ende des vierten oder am Anfang des fünften Jhdts. nach Christus,  in den Wirren der Völkerwanderungszeit, wird die Villa am Groggernfeld  abgebrannt sein, bis schließlich nichts mehr von der Ruine übrig blieb außer  Mosaiksteinchen an der Ackeroberfläche.  
                    Die Grabungen  haben wichtige  Erkenntnisse zur ältesten Geschichte von Mettersdorf und Rannersdorf gebracht,  Funde die zeigen, wie lange das Sassbachtal bereits ein bevorzugtes Siedlungsgebiet  ist, und welchen Entwicklungen seine Bewohner vor zweitausend Jahren unterworfen  waren. 
                  Fotos: Schrettle, KK  |